Von Berlin ins Herz der Alpen
Meine Soloreise nach Mittenwald.
Ein Solo-Abenteuer in den bayerischen Alpen? Genau das war mein Plan! Eine Woche allein in Mittenwald – nur ich, die Berge und eine ordentliche Portion Gelassenheit. Vom quirligen Berlin aus startete meine Reise in Richtung Süden, und schon der Anfang war… sagen wir mal, typisch Bahn!
Turbulenter Start, entspannte Ankunft
Vom Garten aus ging es mit der Regionalbahn zackig zum Berliner Hauptbahnhof. War ja auch nur eine Station. Dort herrschte bereits reges Treiben und mein Handy vibrierte mit zwei Nachrichten: eine geänderte Wagenreihung! Von Abschnitt G nach A. Selbst der Zugbegleiter war etwas ratlos, und konnte dies durcheinander nicht verstehen. Doch trotz des kleinen Chaos fand ich schließlich meinen Platz im ersten Klasse Wagen 28. Wieder einmal zeigte sich: Reisen ist unberechenbar, aber genau das macht es ja auch aus!
Mit knapper Verspätung, um 8:16 Uhr, setzte sich der ICE direkt in Richtung München in Bewegung. Für die Hinfahrt hat sich bei mir inzwischen eine kleine Tradition etabliert: Ich schaue immer dieselbe Folge vom Kriminalmuseum ("Reisebegleiter gesucht") und gönne mir dazu zwei Piccolos. Eine wunderbare Mischung aus Spannung und prickelndem Genuss, die die Fahrt zu einem echten Erlebnis macht.
Mittenwald ruft
Wo die Berge Geschichten erzählen.
In München stieg ich um, dann ein weiterer Umstieg in Garmisch-Partenkirchen, und schließlich war es so weit: Gegen 14:30 Uhr erreichte ich mein Ziel: Mittenwald, ein charmanter Luftkurort auf beeindruckenden 913 Metern Höhe. Er gilt als der höchstgelegene seiner Art in Deutschland! Vom Bahnhof waren es nur wenige Minuten zu meiner im Juli 2024 gebuchten Unterkunft, dem Gästehaus Held. Nach einer herzlichen Begrüßung machte ich mich gleich auf den Weg zum Rewe in der Innsbrucker Straße 4, um mich für die kommenden Tage einzudecken. Zuvor hatte ich noch einen gemütlichen Spaziergang durch den malerischen Ort unternommen, umgeben von den erhabenen Gipfeln des Karwendel- und Wettersteingebirges. Die historische Altstadt mit ihren farbenfrohen Fassaden und den traditionellen Lüftlmalereien ist einfach zauberhaft. Hier flüstert jede Gasse Geschichten aus einer reichen Vergangenheit – ein Ort, der zum Verweilen und Staunen einlädt.
Wusstest du schon? Mittenwald ist auch weltbekannt für seinen Geigenbau. Seit dem 17. Jahrhundert werden hier meisterhafte Streichinstrumente gefertigt. Das Geigenbaumuseum gibt faszinierende Einblicke in dieses traditionsreiche Handwerk, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Es ist wirklich beeindruckend zu sehen, mit welcher Präzision und Leidenschaft hier gearbeitet wird.
Mein alpines Paradies wartet!
Die frische Bergluft macht Mittenwald zu einem idealen Reiseziel und einem perfekten Ausgangspunkt für unvergessliche Tagesausflüge in die umliegenden Regionen – sei es nach Österreich oder in die atemberaubenden Alpen.
Aktivurlauber finden hier ihr Paradies: Ob Wandern, Radfahren oder im Winter Skifahren – die Möglichkeiten sind grenzenlos. Mittenwald ist nicht nur durch seine atemberaubende Natur geprägt, sondern auch durch sein mildes Alpenklima, das besonders wohltuend für Atemwege und Kreislauf ist – daher auch der Titel "Luftkurort". Die Region bietet ein weitläufiges Netz an Wanderwegen für alle Schwierigkeitsgrade, von gemütlichen Spaziergängen entlang der Isar bis zu anspruchsvollen Bergtouren auf das Karwendel oder die Alpspitze. Im Winter locken die Pisten der Alpenwelt Karwendel und die vielen Langlaufloipen.
Mittenwald ist ein Ort, der Abenteuer verspricht und somit zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert ist. Übrigens, für alle Bergliebhaber ein Tipp: Im Zug habe ich mir noch die PeakFinder App für 4,69 Euro im App Store gegönnt. Eine super App, die mit der Smartphone-Kamera Berge und Gipfel identifiziert – besonders nützlich, wenn man wie ich in einer so bergigen Gegend unterwegs ist!
Infos:
https://www.alpenwelt-karwendel.de/urlaub-mittenwald
https://www.alpenwelt-karwendel.de/fahrrad-und-mountainbike-verleih
Für Familien
- Die Leutascher Geisterklamm: Ein absolutes Highlight für Groß und Klein! Dieser Erlebnispfad führt über sichere Stege, die an den Felswänden der tiefen Schlucht entlanglaufen. Unterwegs gibt es spannende Stationen mit Sagen über Kobolde und Geister, die die Wanderung zu einem echten Abenteuer machen. Die Klamm kann kostenlos auf dem "Koboldpfad" erkundet werden, es gibt aber auch einen kostenpflichtigen Zugang über einen spektakulären Wasserfallsteig.
- Der Barfußwanderweg am Kranzberg: Eine Wanderung, die alle Sinne anspricht. Auf diesem Weg können Kinder und Erwachsene über verschiedene Untergründe wie Kies, Holz und Gras laufen. Es ist eine spielerische Möglichkeit, die Natur zu erkunden und die Füße zu massieren.
- Der Isar-Natur-Erlebnisweg: Dieser Weg führt entlang der jungen Isar und bietet interaktive Stationen, die den Lebensraum des Flusses erklären. Hier können Familien spielerisch Wissenswertes über die Natur lernen, Wasserläufe beobachten und einfach die schöne Landschaft genießen.
- Der Lautersee und Ferchensee: Eine Wanderung zu diesen beiden malerischen Bergseen ist ein Muss. Die Seen sind von klarem, kühlem Wasser umgeben und bieten im Sommer Bademöglichkeiten. Am Lautersee gibt es Tretboote und Restaurants, die zu einer Pause einladen.
- Der Kranzberg-Sessellift: Für einen schnellen und bequemen Aufstieg auf den Kranzberg. Oben angekommen, hat man einen fantastischen Panoramablick auf das Karwendel- und Wettersteingebirge. Es ist ein guter Ausgangspunkt für einfache Wanderungen oder einfach nur, um die Aussicht zu genießen.
Für Solo-Besucher
- Der Historische Ortskern und die Lüftlmalerei: Mittenwald ist berühmt für seine reich verzierten Häuserfassaden. Ein Spaziergang durch den Ort ist wie ein offenes Freilichtmuseum. Entdecken Sie die kunstvollen Lüftlmalereien an den Häusern, die Szenen aus der Bibel, dem bayerischen Brauchtum und der Geschichte darstellen.
- Das Geigenbaumuseum: Tauchen Sie ein in die Geschichte des berühmten Mittenwalder Geigenbaus. Das Museum zeigt die jahrhundertealte Tradition und Kunst dieses Handwerks. Solo-Besucher können hier in aller Ruhe die beeindruckende Sammlung an Instrumenten bestaunen und mehr über die Arbeit der Geigenbauer erfahren.
- Die Karwendelbahn: Ein absolutes Highlight für jeden, der die Bergwelt in ihrer vollen Pracht erleben möchte. Die Bergbahn bringt Sie auf über 2.200 Meter Höhe. Von der Bergstation haben Sie eine atemberaubende Aussicht auf das Karwendel und das obere Isartal. Perfekt für ein Panoramafoto oder einfach, um die majestätische Stille der Berge zu genießen.
- Wanderung zum Hohen Kranzberg: Für etwas mehr sportliche Herausforderung als der Sessellift. Eine Wanderung auf den Kranzberg bietet nicht nur sportliche Betätigung, sondern auch eine fantastische Aussicht. Oben angekommen, ist man belohnt durch das spektakuläre Panorama.
- Friedhof St. Peter und Paul: Der Mittenwalder Friedhof gilt als einer der schönsten in Bayern. Die kunstvollen schmiedeeisernen Kreuze und die gepflegten Blumenbeete vor der Kulisse der Berge sind ein Ort der Ruhe und Besinnung, der zum Nachdenken einlädt.
Mittenwald: Eine Reise in die Vergangenheit des "Geigenbau-Dorfes"
Als ich durch Mittenwald spazierte, hat mich nicht nur die atemberaubende Bergwelt beeindruckt, sondern auch das Gefühl, durch ein lebendiges Geschichtsbuch zu gehen. Überall an den Häusern erzählen die Lüftlmalereien faszinierende Geschichten aus alten Zeiten.
Die Blütezeit des Bozner Marktes
Mittenwalds Geschichte als florierender Handelsort begann im späten Mittelalter. Der Ort liegt strategisch günstig an einer der ältesten Handelsrouten Europas – der ehemaligen Römerstraße Via Raetia. Die große Blütezeit erlebte Mittenwald jedoch ab 1487. Nach einem Streit mit den Stadtherren von Bozen verlegten die mächtigen venezianischen Kaufleute ihren berühmten Bozner Markt kurzerhand hierher, in das Herz der Alpen.
Fast 200 Jahre lang war Mittenwald ein pulsierender Umschlagplatz für Waren aus ganz Europa. Hier trafen sich Kaufleute, um ihre kostbaren Güter zu handeln. Die beeindruckenden Handelshäuser, von denen einige noch heute am Obermarkt zu sehen sind, zeugen von dem Reichtum dieser „Goldenen Zeit“. Mit der Rückverlegung des Marktes nach Bozen im Jahr 1679 endete diese Ära.
Der Geigenbau: Eine neue Ära des Wohlstands
Doch Mittenwald war nicht dazu bestimmt, in Vergessenheit zu geraten. Nur wenige Jahre später, im Jahr 1684, kehrte Matthias Klotz in sein Heimatdorf zurück. Er hatte in Italien, der Heimat des berühmten Geigenbauers Stradivari, sein Handwerk gelernt. Mit ihm kam der Geigenbau nach Mittenwald, und er legte den Grundstein für eine Tradition, die den Ort bis heute prägt.
Seine exzellenten Geigen waren bald weltweit gefragt. Er schaffte es, das Wissen an seine Söhne und andere Dorfbewohner weiterzugeben. Innerhalb weniger Generationen entwickelte sich der Geigenbau zur Haupteinnahmequelle Mittenwalds. Um die Qualität der Instrumente zu sichern und das Handwerk zu bewahren, wurde 1858 sogar die Staatliche Musikinstrumentenbauschule gegründet – bis heute eine der renommiertesten Adressen weltweit.
Heute kann man die tiefe Verbindung zum Geigenbau an jeder Ecke spüren. Die Denkmäler, das Geigenbaumuseum und die vielen Werkstätten machen Mittenwald zu einem einzigartigen Ort, an dem Kunst und Geschichte auf wunderbare Weise miteinander verschmelzen.