Hafenrundfahrt in Husum: Mit "Möwe Willi" auf Erkundungstour
Kaum in Husum angekommen, stand mein Plan fest: eine Hafenrundfahrt musste her! Und was könnte charmanter sein als eine Tour mit dem kleinen Tuckerboot „Möwe Willi“?
Die Fahrt führt gemütlich durch den Binnen- und Außenhafen und bietet eine tolle Gelegenheit, die besondere Atmosphäre Husums vom Wasser aus zu erleben. Die Tour dauert etwa 50 bis 60 Minuten und startet stündlich (abhängig von den Gezeiten).
Man muss nicht lange suchen, um an Bord zu kommen: Die Abfahrt ist ganz einfach, direkt am Außenhafen vor dem Hafenamt. Einfach einsteigen und die norddeutsche Gemütlichkeit genießen!
Infos:
Husum: Ein Kind der Sturmflut und sein historischer Hafen
Die Geschichte Husums ist untrennbar mit dem Meer und insbesondere mit den gewaltigen Kräften der Nordsee verbunden. Der Beinamen "Graue Stadt am Meer", den Theodor Storm prägte, erzählt nur einen Teil der Geschichte; die wahre Entstehung der Stadt ist weit dramatischer.
Die "Grote Mandränke" und die Geburt des Hafens
Bis zum 14. Jahrhundert lag Husum im Binnenland, an einer kleinen Flussmündung. Eine verheerende Sturmflut, die sogenannte "Grote Mandränke" (Großes Ertrinken) im Jahr 1362, änderte dies über Nacht. Die Flut riss ganze Landstriche mit sich, versenkte die reiche Handelsstadt Rungholt und schuf eine schiffbare Verbindung zwischen dem Binnenland und der offenen Nordsee.
Plötzlich lag Husum direkt am Meer. Die Husumer nutzten diese neue, teils tragische Chance und entwickelten sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem bedeutenden Umschlaghafen. Schon im 14. Jahrhundert wurde der Hafen eingerichtet, und durch das 1465 verliehene Marktrecht stieg Husum zu einem wichtigen Handelsplatz auf.
Aufstieg und Niedergang im Wandel der Jahrhunderte
Die Blütezeit des Hafens begann, begünstigt durch den Seehandel und den Export von Vieh und Getreide. Im 16. Jahrhundert erhielt Husum die Stadtrechte und gehörte mit rund 5.000 Einwohnern zu den größten Städten der Herzogtümer.
Doch die Abhängigkeit vom Meer brachte auch immer wieder Rückschläge. Die verheerende Sturmflut von 1634, die einen Großteil der Insel Strand (heute Nordstrand) vernichtete, traf auch Husum schwer und führte zu einer wirtschaftlichen Stagnation. Konkurrenz durch neu entstandene Häfen wie Tönning und Friedrichstadt sowie Kriege trugen zusätzlich zum Niedergang bei.
Der moderne Hafen: Von der Seefahrt zur Tourismusattraktion
Im 19. Jahrhundert erholte sich der Hafen, insbesondere durch den blühenden Viehhandel, der Husum erneut zu wirtschaftlicher Bedeutung verhalf. Die Anbindung an die Eisenbahn im Jahr 1854 stärkte die Rolle Husums als zentraler Knotenpunkt.
Heute hat der Hafen von Husum eine andere Funktion. Während er weiterhin für den Güterumschlag (vor allem Getreide) und die Offshore-Windenergie genutzt wird, ist er vor allem ein pulsierendes Herz der Stadt und ein Anziehungspunkt für Touristen. Der Binnenhafen, der bis ins Stadtzentrum reicht, ist von historischen Giebelhäusern gesäumt und beherbergt traditionelle Segler und Ausflugsschiffe. Er erzählt die lange Geschichte der Stadt und ihres einzigartigen Zugangs zum Meer.