Wriezen: Eine Stadt zwischen Wasser, Handel und der Legende von Sabinchen
Wriezen, malerisch am Rande des Oderbruchs in Brandenburg gelegen, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Doch abseits von Krieg und Handel hat sich hier eine ganz besondere Legende etabliert, die der Stadt ihren charmanten Beinamen gab: die "Sabinchenstadt".
Von der Slawensiedlung zur Hansestadt
Die Ursprünge von Wriezen reichen bis in das 12. Jahrhundert zurück, als hier eine slawische Siedlung namens „Vriz“ existierte. Im Jahr 1247 wurde Wriezen das Stadtrecht verliehen, was den Beginn einer Blütezeit markierte.
Strategisch günstig am Handelsweg zwischen Berlin und der Oder gelegen, entwickelte sich Wriezen schnell zu einem wichtigen Umschlagplatz. Es war sogar Mitglied im Bund der Städte der Oberlausitz und ein bedeutendes Handelszentrum, das vom Verkehr auf der Oder und den umliegenden Flüssen profitierte. Zahlreiche Kriege, verheerende Stadtbrände und die veränderten Handelswege im Laufe der Jahrhunderte führten jedoch zum Rückgang der wirtschaftlichen Bedeutung.
Die Legende von Sabinchen
Der Beiname "Sabinchenstadt" geht auf eine traurig-schaurige Ballade zurück, die der Berliner Dichter Emil Reich im 19. Jahrhundert verfasste. In seinem Gedicht „Sabinchen war ein Frauenzimmer“ erzählt er von einem Dienstmädchen aus Wriezen namens Sabinchen, das von einem Berliner Schustergesellen umgebracht und in einem Fass versteckt wurde.
Obwohl die Geschichte von Emil Reich frei erfunden war, wurde die Ballade im Berliner Raum so populär, dass sie bald untrennbar mit Wriezen verbunden war. Mit einem Augenzwinkern pflegt die Stadt diese Legende bis heute. Seit den 1990er Jahren gibt es ein Sabinchenfest und eine Skulptur, die an das vermeintliche Schicksal des Dienstmädchens erinnert.