Dessau-Roßlau: Mehr als nur eine Stadt – Ein historisches Juwel
Mein kurzer Aufenthalt in Dessau-Roßlau, der drittgrößten Stadt in Sachsen-Anhalt, war ein echtes Highlight. Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen 30 Grad zeigte sich die Stadt von ihrer besten Seite. Dessau-Roßlau ist nicht nur bekannt für seine bewegende Geschichte, sondern auch als Zentrum des Bauhauses und des Gartenreichs Dessau-Wörlitz.
Ein Ort der Geschichte und Kunst
Unser Spaziergang durch die Innenstadt führte uns zum Rathausvorplatz, einem Ort von großer historischer Bedeutung. Am 3. November 1989 versammelten sich hier Zehntausende von Einwohnern, um friedlich für mehr Freiheit zu demonstrieren – die größte Demonstration in der Geschichte der Stadt. Von der Aussichtsplattform des Rathausturms aus konnte man die Dimension dieser Menschenmenge, die sich vom Marktplatz bis weit in die Zerbster Straße drängte, erahnen. Der Springbrunnen und die Friedensglocke vor dem Rathaus sind stumme Zeugen dieser mutigen Ereignisse.
Danach erkundeten wir weitere markante Punkte der Stadt. Wir besichtigten die Marienkirche, die nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut wurde und heute ein beeindruckendes Beispiel für spätgotische Architektur ist. Das Denkmal von Leopold Fürst zu Anhalt erinnert an einen der bedeutendsten Fürsten der Region, der die Industrialisierung vorantrieb. Gleich daneben befindet sich das Anhaltische Theater Dessau, ein wichtiger Kulturträger der Stadt, der durch seine imposante Architektur besticht.
Im Stadtpark entdeckten wir den Brunnen "Stadtgespräch", ein modernes Kunstwerk, das zum Verweilen einlädt. Auch die vielen kleinen Straßenkünstler, wie die Akrobatengruppe, die wir im Stadtgebiet sahen, trugen zur lebendigen Atmosphäre bei.
Bevor wir uns auf den Heimweg machten, durfte eine kleine Pause nicht fehlen. Bei der Kleinen Eiszeit gönnten wir uns eine Erfrischung. Dessau-Roßlau hat uns mit seinem einzigartigen Mix aus Geschichte, Kunst und einer entspannten Atmosphäre absolut begeistert. Die Stadt ist ein absoluter Geheimtipp für Kultur- und Geschichtsinteressierte.
Dessau: Mehr als nur Bauhaus – Eine Stadt mit bewegter Geschichte
Die Stadt Dessau in Sachsen-Anhalt ist weit über die Grenzen
Deutschlands hinaus als "Bauhaus-Stadt" bekannt. Doch ihre Geschichte ist weitaus älter und vielfältiger. Sie ist geprägt von der Herrschaft der Fürsten, der Blütezeit der Aufklärung, der Industrialisierung und den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs.
Von der Handelsstadt zur fürstlichen Residenz
Die Ursprünge von Dessau gehen auf eine Handels- und Marktsiedlung zurück, die Ende des 12. Jahrhunderts an einer Furt über die Mulde entstand. Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt "Dissowe" stammt aus dem Jahr 1213. Um 1470 wurde Dessau zur festen Residenz der Fürsten von Anhalt-Dessau. Die Geschichte der Stadt war fortan untrennbar mit der des Fürstengeschlechts der Askanier verbunden, die das kleine Fürstentum zu einem kulturellen Zentrum ausbauten.
Die Ära der Aufklärung und das Gartenreich
Eine der wohl bedeutendsten Phasen der Stadtgeschichte war das 18. Jahrhundert. Unter Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (dem "Alten Dessauer") wurde Dessau zu einem Zentrum der Aufklärung. Er schuf das berühmte Dessau-Wörlitzer Gartenreich, das heute zum UNESCO-Welterbe gehört. Mit seinen weitläufigen Parkanlagen, Seen und klassizistischen Bauten wollte der Fürst eine "ideale Landschaft" schaffen, die Kunst, Natur und Bildung miteinander verband.
Industrielle Revolution und die Ära Junkers
Im 19. Jahrhundert wandelte sich Dessau von einer Residenzstadt zu einem wichtigen Industriestandort. Fabriken für Maschinenbau, Zucker und Waggonbau prägten das Bild. Doch am engsten ist dieser Abschnitt mit einem Namen verbunden: Hugo Junkers. Der geniale Ingenieur und Luftfahrtpionier revolutionierte in Dessau den Flugzeugbau. Seine Junkers-Werke bauten in der Stadt das weltweit erste Ganzmetallflugzeug.
Dessau als Wiege der Moderne: Das Bauhaus
In den 1920er Jahren wurde Dessau zum Mekka der Architektur-Moderne. Nach politischem Druck in Weimar zog das berühmte Bauhaus unter der Leitung von Walter Gropius im Jahr 1925 nach Dessau um. Hier entfaltete die Schule ihre volle Blütezeit und schuf Ikonen der modernen Architektur wie das Bauhausgebäude selbst, die Meisterhäuser und die Siedlung Dessau-Törten. Das Bauhaus machte Dessau zu einem Symbol für Fortschritt und eine neue Art des Denkens in Kunst und Design.
Zerstörung und Wiederaufbau
Die bedeutende Rolle Dessaus im Zweiten Weltkrieg, insbesondere durch die Junkers-Werke, machte die Stadt zum Ziel alliierter Luftangriffe. Der schwerste Angriff am 7. März 1945 zerstörte fast die gesamte Innenstadt. Das historische Stadtbild ging dabei nahezu vollständig verloren. Nach 1945 wurde Dessau im Stil der Nachkriegsmoderne wieder aufgebaut und ist heute ein Zeugnis dieser wechselvollen Geschichte.
Seit 2007 ist Dessau mit der Stadt Roßlau zur Doppelstadt Dessau-Roßlau fusioniert. Die Stadt blickt heute stolz auf ihr Erbe als UNESCO-Welterbestadt und Industriestandort zurück und ist ein faszinierendes Beispiel für eine Stadt, die sich immer wieder neu erfunden hat.